„Ich steh‘ an deiner Krippe hier“

Ich liebe Krippen. Die mit K. Diese auf kleinstem Raum gebannte Idylle, die doch gar keine ist. Und doch: Auf wenigen Quadratzentimetern schaffen eine Handvoll Figuren aus Ton oder Holz, Moos, Rinde und Stroh einen Ort, der so ganz anders ist als alles, was uns umgibt. Und irgendwo noch kleiner als die Krippe selbst steht die eigentliche Futterkrippe, von der in der Weihnachtsgeschichte ein Lukas geschrieben hat: darin ein Kind, ein neugeborenes Kind, von mächtigen Engeln behütet und bewacht. Der oder die sind nicht so leicht ins Bild zu fügen, zumindest nicht, wenn wir die Vorstellung von fliegenden Engeln teilen.

Da steht sie also in unseren Wohnstuben (bei uns auf dem Fußboden gleich neben dem Baum) und nimmt uns in den Bann. Drumherum mag das Chaos herrschen, mögen mehr oder weniger Geschenke gestapelt sein, leise Musik oder lautes Geschrei das Zimmer erfüllen: mitten im Weihnachtstrubel ein Ort der Stille. Unbewegliche Figuren, die doch bewegen: Unsere Welt wird nicht leiser, nicht friedlicher, nicht menschenfreundlicher. Aber hier im eigenen Wohnzimmer ist plötzlich ein Ort, wo alles anders ist: Hier in der Krippe liegt die Hoffnung auf eine andere, eine neue Welt! Wirklich!

Paul Gerhardt, der Liederdichter, hat nach Ende eines dreißigjährigen Krieges geschrieben: „Ich steh' an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben ... Da ich noch nicht geboren war, da bist du mir geboren ... Ich lag in tiefer Todesnacht, du warest meine Sonne ...“

GRZ Krelingen