„Wenn eine Tür zugeht, öffnet Gott eine andere.“ Das schrieb mir ein Mitarbeiter, als sich Anfang August eine wichtige Tür krachend schloss. Von der geschlossenen und von der geöffneten Tür berichte ich gleich, jetzt erst mal zur aktuellen Gegenwart: Seit gut sechs Wochen sind wir mit dem neuen Jahrgang unterwegs. Der Jahrgang ist mehr als doppelt so groß, wie im vergangenen Jahr. Wir freuen uns und sind sehr dankbar, dass Gott drei junge Frauen und acht junge Männer ins Vorstudienjahr nach Krelingen geführt hat. Und es sind teilweise lange Wege, die sie dafür auf sich genommen haben. Bei einem der Studenten, der aus Colorado in den USA kommt, sind es sogar mehrere tausend Kilometer. Zwei große Themen beschäftigen unsere Studenten:
Zum einen die griechische Sprache. Da haben sie bald die Hälfte der Grammatik geschafft. Die andere Hälfte muss bis Dezember gelernt werden. Danach gibt´s noch kräftiges Übersetzungstraining, bevor im Februar die Abschlussprüfung kommt. Mit hohem Tempo werden Grammatik, Vokabeln und Übersetzung gelernt. Es ist toll zu sehen, wie motiviert sich da junge Menschen an diese umfangreiche Arbeit machen, um dann später das Neue Testament in der Ursprache lesen und damit der Gemeinde dienen zu können.
Zum anderen sind es die theologischen Fächer. Inzwischen sind wir mittendrin in der Frage, wie die Bibelkritik entstanden ist und wo ihre Wurzeln sind – und vor welche Entscheidung wir beim Bibelverständnis gestellt werden. Und wie wir die bibelkritische Haltung begründet und voll Vertrauen zu Gottes Wort überwinden können, jetzt und im Studium. (Von den anderen Fächern berichte ich bei nächster Gelegenheit etwas mehr.)
Die geschlossene Tür
Seit vielen Jahren und Jahrzehnten haben wir den Status der Ergänzungsschule. Er berechtigt dazu, BAföG zu beantragen. Die geforderte Zahl von zwölf Teilnehmern wurde in den letzten ca. fünfzehn Jahren aufgrund der zurückgehenden Zahl der Theologiestudenten immer wieder, teilweise deutlich, unterschritten, vor allem im zweiten Studienjahr. Das wurde von den zuständigen Stellen ohne Probleme akzeptiert. Seit zwei Jahren hatte sich dort etwas geändert. Als wir Anfang des Schuljahres elf Studierende gemeldet haben, war das mehr als in manchem zurückliegenden Jahrgang. Dann kam die Entscheidung: Es sind keine zwölf, sondern elf, also habt ihr nicht mehr den Status der Ergänzungsschule. Das war ein ziemlicher Schock. Bald zeigte sich, dass der laufende Studienbetrieb, die Kindergeldbeantragung, Abi-Ergänzungsprüfung Graecum und Hebraicum und alles Weitere wie gewohnt weiterlaufen kann. Nur die BAföG-Beantragung funktioniert nicht mehr, zumindest in diesem Schuljahr. Was würde das für unsere Studenten und Studentinnen bedeuten?
Die geöffnete Tür
Es war kein leichter Gang, als ich unserem Jahrgang die Entscheidung der zuständigen Behörde mitteilen musste. Die Reaktion aber unserer Studenten war und ist für mich immer noch überwältigend. Keine Klage, sondern der Blick auf den Herrn! In großer geistlicher Reife haben unsere Studentinnen und Studenten diese Situation eingeordnet. Sofort war die Bereitschaft da, auch diese Entscheidung vor Gott zu bringen und von ihm die Durchhilfe durch diese Situation zu erbitten und zu erwarten. Das war wirklich für mich eine Sternstunde! Wir haben dann im Gespräch mit den Studenten, die BAföG beantragt hatten, die weiteren Schritte besprochen. Wo nötig, haben wir eine interne Ausbildungsförderung bereitstellen können, die zumindest einen Teil der zusätzlichen Lasten der Studenten übernehmen konnte. Dazu hatten wir zusätzliche Spenden bekommen, die diesen Betrag abgedeckt haben.
Ob für nächstes Jahr eine BAföG-Unterstützung möglich wird, können wir nach den Erfahrungen diesen Jahres noch nicht sagen. Dafür denken wir konkret über eine interne Ausbildungsförderung nach, um da, wo es sonst finanziell schwierig wird, unterstützen zu können. Wenn möglich soll niemand, der durch das Vorstudienjahr Unterstützung für seinen Weg finden will, durch die Finanzen daran gehindert werden.
Vielen Dank, dass Sie bis hierher gelesen haben! Vielen Dank für Ihre Unterstützung durch Gebet und Gaben. Und Lob und Dank unserem Herrn, der auf seine großartige Weise eine Tür geöffnet hat, als sich eine andere mit lautem Knall geschlossen hat.
Karsten Vehrs
Leiter des Krelinger Studienzentrums