Auslandspraktikum in Spanien

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Anna ist Auszubildende zur Kauffrau im Büromanagement in der Überbetrieblichen Ausbildungsstätte des Krelinger Teilhabezentrums. Im September bekam sie im Rahmen ihrer Ausbildung die Chance auf ein dreiwöchiges Auslandspraktikum. Hier berichtet sie davon.

Über die Schule konnte ich mich für das Praktikum bewerben und wurde tatsächlich in das Programm mit aufgenommen. Das Land sowie der Zeitraum wurde uns zugeteilt. Relativ schnell bekam ich Bescheid, dass es nach León im Norden von Spanien geht. Die Planung fing schon Anfang des Jahres an, und irgendwann war es dann endlich soweit. Am 21. September habe ich mich auf den Weg gemacht. Von Hamburg nach London und von dort nach Asturias in Spanien. Die Reise war sehr aufregend, und die Aufregung nahm nicht ab, denn es war sehr schwer vorstellbar, was mich in der Zeit erwarten würde. Vom Flughafen aus bin ich noch ca. vier Stunden mit dem Bus durch die schönen Landschaften Spaniens gefahren. Nach einer sehr langen Reise war ich erleichtert, endlich in León angekommen zu sein. Ganz glauben konnte ich es aber immer noch nicht!

Unterricht auf Englisch

Das Praktikum bestand aus einem einwöchigen Schulbesuch an einer spanischen Berufsschule und zwei Wochen Arbeit in einem spanischen Betrieb. Wir waren drei Teilnehmer aus Deutschland, und zusammen durften wir dort lernen und arbeiten. Am 25. September war der erste Berufsschultag. In der Berufsschule durften wir die Klasse für den Beruf der Einzelhandelskaufleute und die Klasse für das Marketing besuchen. Die Klassen hatten ihren Unterricht auf Englisch, da auch in Spanien die englische Sprache immer mehr verlangt wird.

Wir haben dort super freundliche Lehrer und hilfsbereite Mitschüler kennenlernen dürfen. Wir haben Einblicke in die verschiedenen Fächer bekommen und durften auch bei praktischen Aufgaben mitwirken. Es war sehr interessant zu sehen, wie der Unterricht in einem anderen Land aussieht und dann dazu noch auf Englisch. Relativ schnell hat uns eine einheimische Freundesgruppe aus einer unserer Unterrichtsklassen aufgenommen und uns vieles aus der Kultur nahegebracht. So haben wir die Stadt León (120.000 Einwohner) nicht nur bei Tag kennenlernen dürfen, sondern auch bei Nacht. Neben vielen Freundschaften haben wir somit auch einen Einblick in die Leben der Einheimischen bekommen und vieles gesehen, wozu man als Tourist nicht unbedingt die Möglichkeiten hat.

Spanische Kultur und Lebensart

Schnell hat man gemerkt, dass das Leben dort wesentlich entschleunigter ist und die Spanier sehr gerne feiern. Sie nehmen vieles sehr viel leichter, als man es aus Deutschland kennt, und Statussymbole wie große, teure Autos sind für Spanier kaum von Bedeutung. Die Spanier legen viel mehr Wert darauf, Spaß zu haben und ihr Leben zu leben. Ein Sprichwort, das mir mein Chef aus dem Praktikumsbetrieb sagte, war: „Wir Deutschen leben, um zu arbeiten. Die Spanier arbeiten, um zu leben." Es war nicht wichtig an welchen Tagen oder zu welchen Anlässen - irgendein Fest gab es immer. Kurzgefasst: Wenn wir hierzulande ins Bett gehen, hat der Abend für die meisten Spanier gerade erst angefangen.

Nebenbei waren noch zwei Wochen Arbeit im Betrieb. Dort wurde man sehr schnell in die Arbeit mit eingebunden. Ich war in einem Unternehmen, welches im Bereich des E-Commerce tätig ist und somit Onlineshops verwaltet, zusätzlich aber auch mehrere eigene Onlineshops in verschiedenen Branchen führt. Da der deutsche Markt für diese Shops eine sehr bedeutende Rolle spielt, dieses Unternehmen allerdings keine eigenen deutschsprachigen Mitarbeiter hat, musste das Unternehmen seine Shops bisher mit dem regulären Google-Übersetzer übersetzen. Dieser Übersetzer glänzt natürlich nicht mit seinem Perfektionismus und ist voller Fehler. Dementsprechend waren die Texte oft gar nicht nachvollziehbar oder manches sogar komplett aus dem Kontext gerissen. Beispielsweise wurde „Strichstärke des Stiftes“ durch „Schlaganfall“ übersetzt ... Dadurch wurde es schnell zu unserer Aufgabe, die Texte zu lesen und korrekt zu übersetzen. Dadurch, dass es in der Organisation zu einem kleinen Fehler kam, hat man im Betrieb gedacht, dass wir Spanisch sprechen. Dies war aber nicht der Fall. Zum Glück sprach der Chef fließend Englisch und hat somit das Spanische ins Englisch e übersetzt. Die Aufgabe bestand dann darin, das Englische ins Deutsche zu übersetzen. Dies war also mit viel Absprache und Zusammenarbeit verbunden. Die Arbeit dort hat mir sehr viel Spaß gemacht, und die Kollegen haben uns herzlichst aufgenommen und bestmöglich in die Arbeit mit eingebunden. Es ist einfach wahnsinnig interessant zu sehen, wie es in einem ausländischen Unternehmen abläuft und wie dort das Miteinander ist.

Viele Aktivitäten

Nebenher wurden mit uns noch viele weitere Aktivitäten geplant. Einige unserer Lehrer haben mit uns Touren durch León gemacht. Sie haben uns die Geschichte von León gezeigt, wir haben verschiedene Kathedralen besucht und diverse Tapas probiert, für die León bekannt ist. Von einem unserer Lehrer wurden wir in ein Restaurant mit traditionellen spanischen Speisen eingeladen und konnten dort verschiedenste, sehr leckere Speisen probieren. Anschließend ging es noch in die Berge. Dort waren wir und auf einem der höchsten Berge in der Gegend und sind dann weiter zur Cueva de Valporquero Höhle. An einem der Freitage durften wir mit einer weiteren Berufsschulklasse eine Lebensmittelmesse in León besuchen. Auf dieser Messe gab es regionale und traditionelle Lebensmittel, und die spanische Musik durfte natürlich auch nicht fehlen.

Die Spanier haben sich unglaublich viel Mühe gegeben, uns ihr Leben und ihre Kultur nahezubringen. Sie haben uns mit offenen Armen empfangen und uns viele unvergessliche Momente geschenkt. Ich konnte aus diesen insgesamt dreieinhalb Wochen sehr viel für mich, meinen zukünftigen Berufsweg und auch meine englischsprachlichen Kompetenzen mitnehmen. Ich bin einfach total dankbar für die Möglichkeit, an diesem Projekt teilzunehmen und für das abenteuerliche Erlebnis und die Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte.

GRZ Krelingen