Krelinger Bauerntag: „Raus aus der Opferrolle!“

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„Landwirtschaft in Bewegung“ war das Thema des 34. Krelinger Bauerntages am 25. November im GRZ Krelingen.

In seinem Vortrag sagte der Vizepräsident des Niedersächsischen Landvolkverbandes, Jörn Ehlers (Kirchlinteln/Landkreis Verden), in der Bevölkerung genieße die Landwirtschaft noch viel Vertrauen. Die Stimmung unter den Landwirten sei allerdings „sehr schlecht“. Die Gründe lägen vor allem an den politischen Rahmenbedingungen, die immer weniger nachzuvollziehen und umzusetzen seien. Landwirte sollten aber nicht in der „Opferrolle“ bleiben, so Ehlers, sondern „Lösungsanbieter“ sein. Beim „Niedersächsischen Weg“ sei dies trotz Schwächen bei der Umsetzung gelungen. Der Niedersächsische Weg ist eine bundesweit einmalige Vereinbarung zwischen Landwirtschaft, Naturschutzverbänden und Politik im Bereich Natur-, Arten- und Gewässerschutz.

Ehlers wies auch auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft hin, vor allem im Bereich der Tierhaltung. Schweine- und Rinderproduktion seien auf dem Niveau der 1950/60er Jahre. Das hänge vor allem mit einem veränderten Verbraucherverhalten durch geringeren Fleischverzehr zusammen. Zudem sei der Anspruch an die Tierhaltung gestiegen. Für Bio-Fleisch gebe es aber massive Absatzprobleme.

Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine sei die Landwirtschaft im Hinblick auf die Versorgungssicherheit wichtiger geworden. „Landwirtschaft wird in Deutschland gebraucht“, so Ehlers. In Niedersachsen sei sie nach der Automobilindustrie der zweitwichtigste Wirtschaftszweig.

In einem geistlichen Wort sagte der Regionalbischof für den Sprengel Stade, Dr. Hans Christian Brandy, Landwirtschaft stehe unter göttlicher Verheißung: „Solange die Erde steht soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Mose 8,22) Aus der Verheißung Gottes zu leben, beinhalte unter anderem einen weisen Umgang mit der Schöpfung und soziale und ökologische Verantwortung. Im Vertrauen auf Gottes Verheißung könnten sich Landwirte auch Veränderungen stellen, so Brandy.

In der anschließenden Podiumsdiskussion sagte die Beisitzerin im Präsidium des Niedersächsischen Landfrauenverbandes, Ilka Holsten-Poppe (Waffensen/Landkreis Rotenburg/Wümme), Kirche und Landwirtschaft würden sich voneinander entfernen. „Die Kirche steht nicht mehr hinter der Landwirtschaft“, so Holsten-Poppe. Sie rief dazu, mehr aufeinander zuzugehen.

In einem Seminar stellte Guido Pusch sein von ihm entwickeltes Konzept „Zukunft Pflegebauernhof“ (www.zukunft-pflegebauernhof.de) vor. Auf seinem Hof in Marienrachdorf im Westerwaldkreis leben 22 ältere Menschen in einer begleiteten Wohngemeinschaft. Wer will und kann, kann auf dem Hof, der neben Ackerbau auch Tierhaltung beinhaltet, mitarbeiten. Pusch warb beim Krelinger Bauerntag dafür, dass sich mehr Höfe für dieses Konzept, das Landwirtschaft und Pflege vereint und mehrfach ausgezeichnet wurde, öffnen.

» Das geistliche Wort von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy und der Vortrag von Jörn Ehlers sind als Audio-Datei in unserer Mediathek abrufbar: media.grz-krelingen.de

GRZ Krelingen