Die Freude bei Familie Wozniak ist groß: Die zehnköpfige Familie aus dem Süd-Osten der Ukraine hat bei der Walsroder Familie Grube ein neues Heim gefunden. Davor lebte sie fast ein Jahr gemeinsam mit rund 60 weiteren Kriegsflüchtlingen im GRZ (Geistliches Rüstzentrum) Krelingen.
Die ersten Kriegswochen verbrachte die Familie, zu der zwei eigene und sechs Pflegekinder gehören, aus Angst vor Bombenangriffen im Keller. Um bei den Kindern weitere Traumata zu vermeiden, entschlossen die Eltern sich dazu, mit der kompletten Familie zu fliehen. Die Flucht aus der Großstadt Nikopol im Süd-Osten der Ukraine war voller Strapazen: per Bus, zu Fuß und per Zug über Polen und Berlin bis nach Krelingen.
Dankbar für Hilfe
Im GRZ werden die ukrainischen Flüchtlinge vor allem von Hans Wölk, Leiter der Krelinger Seelsorgearbeit, betreut. Wölk kam als Jugendlicher aus Kirgisien nach Deutschland und spricht fließend Russisch. Er kümmert sich auch darum, dass die ukrainischen Familien geeigneten Wohnraum in Walsrode und Umgebung finden.
„Die Idee, der ukrainischen Großfamilie eine Wohnung anzubieten, kam von meiner Tante“, erzählt Jörg Grube. „Sie meinte: ‚Ruf mal bei der Stadt Walsrode an; vielleicht wird dort auch Wohnraum für Flüchtlinge gesucht‘.“ Grube stammt selbst aus einer Flüchtlingsfamilie. Sein Vater war 1945 mit seiner Familie vom ostpreußischen Lublin nach Hamburg geflohen. Die Familie landete in Hollige, wo sie 15 Jahre in einer Hütte ohne fließend Wasser und Strom lebte.
Am 2. März konnte Grube, der auch ehrenamtlicher Pressesprecher der Walsroder Regenwaldhilfe e.V. ist, die Wohnungsschlüssel an Familie Wozniak übergeben. „Die Entscheidung fiel mir nicht schwer. Die Familie ist dankbar für die Hilfe, die sie bekommt.“ Auch Hans Wölk ist dankbar und erleichtert, eine geeignete Wohnung für die Großfamilie gefunden zu haben: „Herr Grube war sehr hilfsbereit und hat sich viel Zeit für Familie Wozniak genommen.“
Wer kann helfen?
Die Flüchtlingsfamilie steht nun allerdings vor einer weiteren Herkulesaufgabe. Nach einer Renovierung ist das von Familie Grube zur Verfügung gestellte Haus komplett leer. Da die ukrainischen Flüchtlinge nur das Allernötigste mitnehmen konnten, fehlt es ihnen an allem: von Haushaltsgegenständen bis hin zur Wohnungseinrichtung.
„In und um Walsrode gibt es sicher viele warmherzige Menschen, die gerne bereit sind, zu helfen und Dinge abzugeben, die sonst vielleicht auf dem Sperrmüll landen würden“, ist Grube guter Hoffnung, dass sich die ukrainische Flüchtlingsfamilie bald einrichten und etwas heimisch fühlen kann.
Insbesondere werden Etagenbetten für die Kinder, eine noch funktionierende Waschmaschine, Tische, Stühle, Besteck, Geschirr, Rasenmäher, Werkzeug u.a. gesucht. Wer etwas abgeben möchte, kann sich unter Telefon 05161/709002 melden.
Foto: Familie Wozniak mit Vermieter Jörg Grube (li.) und Lu und Hans Wölk